Ernst Seyffardt (1830–1908) – Künstlerprofil & Bildergalerien

Ernst Seyffardt (1830–1908) war ein bedeutender deutscher Künstler und Seidenfabrikant. Als Sohn einer bekannten Seidenfabrikantenfamilie verband er wirtschaftliches Geschick mit künstlerischer Leidenschaft. Seine Werke, die dem romantischen Realismus bis hin zum Naturalismus zuzuordnen sind, stellen wichtige Zeitzeugen des 19. Jahrhunderts dar.

Leben und Familie

Ernst Seyffardt wurde 1830 als Sohn von Ludwig Seyffardt (1792–1871) und Mathilde Scheibler von Montjoie (1805–1833) geboren. Seine Mutter war selbst künstlerisch begabt, was vermutlich seinen künstlerischen Werdegang beeinflusste.

Nach seiner Heirat mit Mathilde Frank von Dietlingen widmete er sich zunächst der Leitung der familieneigenen Seidenfabrik. Später kehrte er der industriellen Arbeit jedoch den Rücken, widmete sich verstärkt der Kunst und seiner großen Familie. Er lebte und wirkte unter anderem in Krefeld, Boppard am Rhein und Düsseldorf.

Ernst Seyffardt war Vater von fünf Kindern: Bertha, Carl, Ernst, Auguste und Hermann. Seine Tochter Bertha-Auguste (1856–1938), eine talentierte Sängerin, heiratete Freiherr Robert Treusch von Buttlar-Brandenfels und führte damit die künstlerische Tradition weiter. Sie hinterließ zwei Tagebücher, die noch nicht vollständig ausgewertet sind. Sein Sohn Ernst Heinrich Seyffardt machte sich als Komponist einen Namen. Auch seine Enkelin Bertha von Buttlar-Brandenfels trat als Künstlerin hervor.

Künstlerisches Werk

Ernst Seyffardt begann ab 1870 intensiv zu malen und blieb bis ins hohe Alter künstlerisch aktiv. Seine Werke reichen stilistisch vom Realismus bis zum Naturalismus, zeigen aber auch romantische Einflüsse. Einige seiner Gemälde, wie das „Vierwaldstätter See bei Gewitter“, weisen Elemente eines naiven Stils auf, den er gezielt einsetzte, um bestimmte Atmosphären zu schaffen.

Seine Werke zeichnen sich durch ein außergewöhnliches Gespür für das Motiv, ein raffiniertes Spiel mit Licht und Farbe, fein ausgearbeitete Details und eine unverwechselbare, stimmungsvolle Atmosphäre aus. Besonders faszinieren seine Ölgemälde von Landschaften, die häufig die Region des Rheins, das idyllische Siebengebirge sowie malerische Dörfer und deren Umgebung zum Thema haben. Auch Wild- und Haustiere sowie einfühlsame Darstellungen von Kindern zählten zu seinen bevorzugten Motiven. Diese spiegeln seine außergewöhnliche Liebe zum Detail sowie seine große Empathie wider.

Seine Werke tragen Titel wie:

• „Vierwaldstätter See bei Gewitter“
• „Rhein bei Boppard“
• „Niederwald mit Eremitage“
• „Winterwald bei Sonnenuntergang, Aachen“
• „Rolandteck“
• „Siebengebirge“

Künstlerische Prägung und Einflüsse

Ernst Seyffardt war Schüler des Malers Lindl in Krefeld. Seine Werke sind geprägt von einer natürlichen Farbgebung und einer detailgetreuen Darstellung, die sowohl die Schönheit als auch die Stimmungen der Natur einfangen.

Rezeption und Nachlass

Seine Werke wurden 2005 bei der Ausstellung „Generationen künstlerischen Schaffens einer Familie“ im Gut Kerschlach in Pähl präsentiert. Dabei wurden auch Werke seiner Nachfahren, darunter Vincent von Brandenfels (Vincent Schab), Barbara Lise, Richard Mund und Bertha von Buttlar, gezeigt.

Seine Gemälde sind heute überwiegend in Privatbesitz und Familienbesitz verteilt. Der Nachlass umfasst Kunstwerke und Fotos, sowie Tagebücher seiner Tochter Bertha-Auguste, die weitere Einblicke in sein Leben und Werk geben.

P. Julian Schab, 2024

Quellen und weiterführende Informationen:

Fotoalbum von Ernst Seyffardt (19. Jahrhundert)

Frank-Kerler, Louis F. (1911): Pionierjahre der Deutsch-Amerikanischen Familien Frank-Kerler in Wisconsin und Michigan. Geschildert aus Briefen. Gesammelt u. herausgegeben. (nicht vollständig ausgewertet)

Barbara Schröder von Buttlar (2024): Mündliche Mitteilungen.

P. Julian Schab (2014): Digitalarchiv mit Werken von Ernst Seyffardt.

Vincent Schab (2005): Ausstellungstext zur Kunstausstellung im Gut Kerschlach in Pähl mit dem Titel „Generationen künstlerischen Schaffens einer Familie – Vincent von Brandenfels und seine Vorfahren“

Bertha Auguste Seyffardt. Zwei Tagebücher (bislang nicht ausgewertet)

Stammtafeln der Familie Seyffardt, 1884 und 1893