Maler, Professor und Kunsterzieher (München, Landeck/Tirol und Pfalz)
Stilrichtung: Expressionismus, Symbolismus, Spätimpressionismus u. a.
Künstlerinformation
Richard Mund (1885–1968) – Ein vielseitiger Künstler zwischen Expressionismus, Symbolismus und Kunstpädagogik
Richard Mund war ein deutscher Maler, Kunstpädagoge und Meisterschüler von Franz von Stuck, dessen Werk sich durch Vielseitigkeit und künstlerische Tiefe auszeichnet. Er wirkte in einer Zeit des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs, die sowohl sein Leben als auch seine Kunst nachhaltig prägte. Heute wird sein Œuvre wiederentdeckt, nachdem es lange Zeit im Schatten der Kunstgeschichte stand.
Frühes Leben und Ausbildung
Richard Mund wurde am 19. Januar 1885 in Ramstein/Pfalz geboren. Sein Vater Jakob Mund, ein musisch begabter Dorfschullehrer, förderte früh die künstlerische Entwicklung seines Sohnes. Schon als Kind zeigte Richard eine bemerkenswerte Begabung, die durch ein Zeichenlehrer-Studium an der Technischen Hochschule München (1904–1908) und später an der Kunstakademie München (1908–1909) verfeinert wurde. Dort studierte er bei renommierten Künstlern wie Gabriel von Hackel und Franz von Stuck, unter dessen Anleitung er seine charakteristische Handschrift entwickelte.
1918 heiratete Richard Mund die hübsche Bertha Freifrau von Buttlar-Brandenfels, die ebenfalls Künstlerin war. Diese Ehe markierte einen wichtigen persönlichen und künstlerischen Meilenstein in seinem Leben.
Karriere als Künstler und Pädagoge
Nach seiner Ausbildung arbeitete Richard Mund zunächst im kunstgewerblichen Atelier von Otto Cappel (Edenkoben/ Pfalz) und engagierte sich in der Kunstszene der Pfalz. Neben seiner Tätigkeit als Maler war Mund auch ein engagierter Kunstpädagoge. Er wurde Zeichenlehrer in Neustadt und Kaiserslautern, war Mitglied im Verein Pfälzischer Künstler und nahm an vielen Ausstellungen teil. Kurze Zeit war er auch selbständiger Maler in Edenkoben in der Pfalz. Danach wurde er Erzieher und Zeichenlehrer am Königlich Bayerischen Kadettenkorps in München und leitete auch den Abendakt an der Kunstgewerbeschule München. Sein künstlerisches Schaffen umfasste ein breites Spektrum von Porträts und Landschaften bis hin zu mythologischen Szenen, die häufig symbolistische und expressionistische Elemente vereinten.
Ab 1920 unterrichtete er am Maximiliansgymnasium in München als Studienprofessor für Zeichnen und wurde auch Mitglied des Bayerischen Philologenverbandes. Mund setzte sich für eine Reform des Kunstunterrichts ein, die die kreative Entfaltung der Schüler in den Mittelpunkt stellte, und widersetzte sich dem vorherrschenden Fokus auf technisches Zeichnen. Seine Auseinandersetzung mit der Kunsttheorie von Gustaf Adolf Britsch und Egon Kornmann brachte ihn in die kunstpädagogischen Diskussionen der Weimarer Republik, wo er als streitbare, aber einflussreiche Figur galt.
Freundschaften und künstlerisches Netzwerk
Richard Mund pflegte enge Freundschaften mit bedeutenden Künstlern seiner Zeit, darunter Karl Knappe, Erich Glette und Reinhard Piper. Auch mit Malerfreunden aus der Pfalz, wie Croissant, stand er in regem Austausch. Dieses Netzwerk beeinflusste sein künstlerisches Schaffen und bereicherte seine künstlerische Perspektive.
Künstlerisches Werk
Richard Munds Arbeiten spiegeln die Einflüsse des Impressionismus, Expressionismus und Symbolismus wider. Besonders hervorzuheben sind seine mythologischen Darstellungen, wie „Aeneas und Hektor“, die durch eine komplexe Symbolik und meisterhafte Komposition bestechen. In seinen mythologischen Bildern spielten Aktfiguren eine zentrale Rolle, beispielsweise in Szenen mit Pferden.
Auch seine Landschaften und Stillleben zeugen von einer intensiven Beobachtungsgabe und einem ausgeprägten Sinn für Farbe und Licht. In seinen späteren Jahren wandte sich Mund häufig der Pleinair-Malerei zu und schuf lichtdurchflutete Darstellungen der Pfälzer Landschaft, die an die Werke Max Slevogts erinnern.
Er nutzte ein breites Spektrum künstlerischer Techniken – darunter Ölmalerei, Aquarell, Tempera, Tusche, Bleistiftzeichnungen und Holzschnitt – und arbeitete auf verschiedenen Untergründen wie Leinwand, Holz, Karton und Papier. Besonders charakteristisch war seine Vorliebe, dunkle Unter- und Hintergründe zu nutzen.
Neben Ausstellungen in Mannheim, Speyer, Neustadt und in Pforzheim, stellte Mund auch in München aus, unter anderem mehrmals im Münchner Glaspalast. Bemerkenswert war die Veräußerung von 21 seiner Ölgemälde auf der Ausstellung „Franz von Stuck und seine Schüler“. 1990 war Kunst von Richard Mund in Innsbruck und in Bozen auf der Ausstellung „Tirol von außen gesehen“ zu sehen.
Haltung in der NS-Zeit
Die Zeit des Nationalsozialismus war für Richard Mund eine besonders schwierige Phase. Seine Kunst und seine pädagogischen Ansichten widersprachen den ideologischen Vorgaben des Regimes, das Kunst in den Dienst nationalistischer Propaganda stellte. Mund weigerte sich, der Reichskunstkammer beizutreten, was ihm ein Ausstellungsverbot einbrachte. Er zog sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurück und reduzierte sein künstlerisches Schaffen.
1944 wurden bei einem Bombenangriff auf sein Münchner Atelier viele seiner Werke aus den Jahren 1930–1944 unwiederbringlich zerstört. Diese Verluste hinterließen eine schmerzliche Lücke in seinem Gesamtwerk.
Nachkriegszeit und spätes Schaffen
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Mund zunächst zurückgezogen in seinem Tiroler Ferienhaus in Grins, wo er von dem Verkauf seiner Kunst lebte. Ab 1946 kehrte er nach München zurück und nahm seine Tätigkeit als Zeichenprofessor wieder auf. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1950 widmete er sich erneut intensiv der Malerei. Seine späten Werke zeichnen sich durch eine besondere Leichtigkeit und eine feine Farbpalette aus, die von seinen Reisen nach Italien und in die Alpen inspiriert wurden.
Ein tragisches Ereignis überschattete diese Phase: Der Tod seiner Frau Bertha bei einem Verkehrsunfall im Jahr 1954 lähmte sein künstlerisches Schaffen. Dennoch hinterließ er ein beachtliches Spätwerk, das erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt wurde.
Nachleben und posthume Ausstellungen
Nach Richard Munds Tod 1968 wurde sein Werk in einer Reihe von Ausstellungen gewürdigt, die sein künstlerisches Vermächtnis ins Rampenlicht rückten.
Anlässlich seines 100. Geburtstages fand im Januar 1985 in München eine Retrospektive mit dem Titel „Ausstellung zum 100. Geburtstag von Prof. Richard Mund“ statt. Die Ausstellung ermöglichte einen umfassenden Einblick in sein Schaffen und machte seine Bedeutung für die Kunst des 20. Jahrhunderts einem breiteren Publikum zugänglich.
Im Jahr 2005 wurden Richard Munds Werke in der Ausstellung „Generationen künstlerischen Schaffens einer Familie – Vincent von Brandenfels und seine Vorfahren“ im Gut Kerschlach in Pähl gezeigt. Diese Ausstellung präsentierte Munds Werke im Kontext seiner künstlerischen Nachkommen und hob die kreative Kontinuität innerhalb der Familie hervor.
Eine weitere bedeutende Würdigung fand 2009 im Strieffler Haus in Landau statt. Die Ausstellung mit dem Titel „Richard Mund (1885–1968) – Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen“ bot eine breite Auswahl seiner Arbeiten und zeigte die Vielseitigkeit seines Œuvres.
Vermächtnis
Richard Mund starb am 6. Dezember 1968 in München. Sein Werk geriet nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit, wurde jedoch durch die Bemühungen seiner Nachfahren und Kunsthistoriker wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Ausstellungen und Publikationen, insbesondere die Arbeit seiner Enkelin Lisanne Schneider-Schwarz, haben dazu beigetragen, das vielseitige und künstlerisch wertvolle Œuvre dieses bedeutenden Künstlers zu bewahren.
Munds Leben und Werk sind ein beeindruckendes Zeugnis dafür, wie Kunst auch in schwierigen Zeiten Bestand haben kann. Sein Vermächtnis ist eine Inspiration für kommende Generationen von Künstlern und Kunstliebhabern.
P. Julian Schab, 2024
(Info: Der Text basiert wesentlich auf den Recherchearbeiten von Lisanne Schneider-Schwarz)
Weblinks:
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Mund
Literatur von und über Richard Mund im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Zeitungsartikel: „Maler und Kunsterzieher“, Die Rheinlandpfalz, 16.12.2015
Quellen:
Schneider-Schwarz, Lisanne (2009): Richard Mund. ISBN 978-3-9812109-2-7.
Schab, Elisabeth: Handschriftliche Memoiren über ihren Vater Richard Mund. Ohne Jahresangabe.
Nachfahren von Jakob Mund: Memoiren und Familiengeschichten, zusammengestellt anlässlich des Familientreffens „Mund-Treffen“ am 21.10.2006.
Schab, Elisabeth (1985): Ausstellungsplakat zur Ausstellung „Ausstellung zum 100. Geburtstag von Prof. Richard Mund“, München, Januar 1985.
Schab, Vincent (2005): Ausstellungstext zur Kunstausstellung im Gut Kerschlach in Pähl mit dem Titel „Generationen künstlerischen Schaffens einer Familie – Vincent von Brandenfels und seine Vorfahren“, Gut Kerschlach, Pähl.
Veranstaltungsheft (2009): Richard Mund (1885–1968) – Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Ausstellung im Strieffler-Haus Landau – Museum und Galerie, Zeitraum 14.04.–14.06.2009.
Schab, P. Julian (2024): Digitalarchiv zu Werken von Prof. Richard Mund.
Akademie der Bildenden Künste München: 03509 Richard Mund, Matrikelbuch 1884-1920, https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1908/matrikel-03509
Bilderkatalog
Bilderkatalog Prof. Richard Mund (unvollständig, Vincent von Brandenfels, 2005):
Aeneas und Hektor
Pferdestudie
Innauen
Morgendämmerung
Apollon
Im Dunkel der Schlacht
Winterkälte
Zentauren
Englischer Garten in München
Jesus, Maria und Magdalena
Spanische Impression
Unser Ferienhaus in Tirol
Stillleben: Korb mit Obst
Theaterszenen, verschiedene
Die Erscheinung des Engels
Pieta
Liebende an der Quelle der Sequana
Don Quixote
Troillos Tod
Arena Impression
Porträt des Enkels Vincent
Menelaos
Badeszene
Blumenstillleben, verschiedene
Stillleben mit Korb
Blick in Richtung Arlberg
Jagdszene
Sarazenen
Seine Schwester Anna
Das Gelöbnis an Bertha v. B. Brandenfels
Schlossszene
Parseiergruppe bei Grins
Bertha von Buttlar Brandenfels (zukünftige Ehefrau von Richard Mund)
Alexander Schlacht
Werke von Richard Mund – Online-Auktionen (Recherche)
Richard Mund Paintings & Artwork for Sale | Richard Mund Art Value Price Guide
Richard MUND (1885-1968) Schätzen, Kaufen, Verkaufen, Auktionsergebnisse – Artprice








