Malerin aus München und Metten/ Deggendorf
Stilrichtung: Spätimpressionismus & Expressionismus
Künstlerinformation
Elisabeth Barbara Schab (geb. Mund, 29. Januar 1921 in München; † 18. Februar 2014) mit dem Künstlernamen Barbara Lise war eine deutsche Malerin und Zeichnerin des Spätimpressionismus. Sie schuf eine Vielzahl von Ölgemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Buchillustrationen. Besonders in den Bereichen Porträtmalerei, Kinderporträts, Landschaften und Stillleben machte sie sich einen Namen.
Leben und Familie
Barbara Lise ist eine Tochter des bekannten Malers Prof. Richard Mund und seiner Ehefrau Bertha (geb. Treusch von Buttlar-Brandenfels), die ebenfalls Malerin war [1]. Auch Lises Schwester Berta (Berit) Nida-Rümelin war bekannt für ihre Aquarellen. Die künstlerische Atmosphäre in ihrem Elternhaus in München und Ferienaufenthalte in Grins (Tirol) prägten Lise früh. Schon als Kind zeigte sie ein großes Interesse an der Kunst, ihre Fähigkeiten entwickelte Sie zunächst autodidaktisch.
Lise lebte in München, wo sie in der Nachkriegszeit als Lehrerin und alleinerziehende Mutter ihre beiden ebenfalls kunstbegabten Kinder Lisanne und Vincent im Maximiliansgymnasium zunächst unter schwierigen Bedingungen großzog. Trotz dieser Schwierigkeiten schaffte Sie es, sich weiter der Kunst zu widmen. Mitte der 1960er Jahre bezog sie eine Wohnung in der Münchner Rheinstraße.
Ab 1974 lag das Zentrum Barbara Lises Schaffens in ihrem Haus in Metten (Niederbayern), wo sie die warme Jahreszeit verbrachte. In dieser Zeit kümmerte sie sich auch liebevoll um Ihren Freund, den Schriftsteller Joseph A. Durmy „Pino“, der im Rollstuhl saß. Noch in hohem Alter lernte Sie Tschechisch und besuchte oft dem Böhmerwald.
Ausbildung bei Oskar Kokoschka
Obwohl sie keine formale künstlerische Ausbildung erhielt, besuchte Barbara Lise im Jahr 1963 die „Schule des Sehens“ von Oskar Kokoschka in Salzburg [2, 6]. Kokoschka erkannte ihr außerordentliches Talent, förderte sie und empfahl sie für ein Stipendium, das sie jedoch aufgrund ihres Alters nicht erhielt [2]. Seine Lehren beeinflussten ihren autodidaktisch entwickelten Stil und verstärkten ihre Affinität impressionistischen und teilweise expressiven Ausdrucksformen.
Künstlerische Karriere
Barbara Lise spezialisierte sich auf Malerei in Öl und Aquarell sowie auf Zeichnungen in Tusche und Kohle. Sie war besonders bekannt für ihre Porträts, darunter viele Kinderporträts, sowie für Landschaftsbilder und Stillleben. Zudem fertigte sie auch Buchillustrationen an (u.a. Federzeichnungen für zehn Bücher). Ihr Werk umfasst mehrere hundert Gemälde.
Ein besonderer Höhepunkt ihrer Karriere war die Teilnahme an einer Ausstellung von Oskar Kokoschka in Hamburg im Jahr 1965, bei der zwei ihrer Aquarelle aus der „Schule des Sehens“ präsentiert wurden [2].
Ihre Werke fanden breite Anerkennung, insbesondere im süddeutschen Raum, wo sie zwischen 1974 und 2000 regelmäßig in Städten wie München (u.a. im Haus der Kunst), Deggendorf, Passau und Regensburg ausstellte [2, 3]. Später waren besondere Werke von ihr u.a. im November 2003 beim Offenen Atelier von Vincent von Brandenfels in Holzhausen zu sehen, gemeinsam mit Werken der Familie ab dem 19.Jahrhundert.
Am 05.11.2005 fand im Seminarhaus des Gutes Kerschlach in Pähl die Ausstellung „Generationen künstlerischen Schaffens einer Familie – Vincent von Brandenfels und seine Vorfahren“ statt, bei der auch Werke von Lise ausgestellt waren [9].
Stil und Themen
Barbara Lises Arbeiten waren stark von der Natur und ihrer Umgebung inspiriert. In ihren Gemälden zeigen sich Elemente des Impressionismus und des Expressionismus – besonders deutlich in ihren Landschaftsbildern des Bayerischen Waldes und der Alpenregion (Tirol, Oberitalienische Seen, Süditalien, Schweiz und Russland). Ihr bevorzugtes Genre war das Porträt, wobei sie eine besondere Vorliebe für Kinderporträts hatte. Gerne malte Sie auch Stillleben und gelegentlich Akte.
Lises Stil war von einer klaren Formensprache und einer intensiven emotionalen Tiefe geprägt, sicherlich beeinflusst von ihrem Vater Prof. Richard Mund, der Schüler von Franz von Stuck war, und von Oskar Kokoschka.
Späte Jahre und Vermächtnis
Barbara Lise setzte ihre künstlerische Tätigkeit bis ins hohe Alter fort und stellte regelmäßig aus. Sie stiftete viele ihrer Werke an Kirchen und Klöster und war in ihrer Gemeinde hoch angesehen. Ihre Ausstellungen wurden von Kunstfreunden und der Öffentlichkeit geschätzt, und ihre Arbeiten waren nicht nur in Galerien, sondern sind auch in privaten Sammlungen weit verbreitet.
Ihr Nachlass umfasst hunderte Werke [4] mit einem breiten Spektrum an Gemälden, Zeichnungen, Illustrationen und Kunstschnitzereien, die einen bleibenden Eindruck in der Kunstwelt hinterlassen haben.
Selbstbild und Meinungen
Barbara Lise sah sich im Wesentlichen als Autodidaktin und ließ es nicht unerwähnt, dass sie „das Malen vor dem Schreiben gelernt“ habe [5, 6]. Jedes Werk für sich war Ihrer Ansicht nach ein Wagnis mit ungewissem Ausgang, was auch so sein sollte, denn es dürfe beim Malen niemals eine Routine geben, weil sonst die Lebendigkeit der Darstellung darunter leiden würde [8]. Sie legte großen Wert auf die Ausdrucksstärke und Lebendigkeit ihrer Werke und stellte sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Ihrer Überzeugung nach konnte sie diese Qualitäten am besten erreichen, wenn sie sich in einer natürlichen Umgebung befand und ihre Motive – insbesondere Landschaften mit deren Wirkung– unvoreingenommen und mit voller Präsenz im Moment wahrnahm, sowie spontan zum Pinsel griff. Ihre Haltung zur Kunst spiegelte sich auch in ihrer Interaktion mit Kunstkritikern und Vernissagegästen wider, denen sie oft mit dem Satz begegnete: „Über Bilder soll man nicht reden, Bilder soll man anschauen.“ Noch nicht vollendete Werke durfte niemand zu Gesicht bekommen.
In einer handschriftlichen Laudatio heißt es: „Barbara Lises Ölbilder und Aquarelle erzeugen eine Unmittelbarkeit, die trotz scheinbar skizzenhafter Malweise beeindruckt, weil sie das Wesen der Dinge erfasst und vermittelt. Ihre Landschaften entstehen grundsätzlich vor der Natur, vielleicht spürt man deshalb Raumtiefe und Stimmung darin. Die Blumenstillleben der Künstlerin sind gekonnt in den Raum gestellt. Sie sind duftig und das Blühen kommt zum Ausdruck. Barbara Lises Porträtmalerei wird von vielen ihrer Malerkollegen lobend anerkannt“ [8].
In den Jahren 1988 und 1994 würdigt die Presse Barbara Lises Werke beispielsweise mit folgenden Worten:
„Die Hinführung des Betrachters auf das Wesentliche, die Pracht der Farben und deren Formierung zum aussagestarken Bild und kräftiger Pinselstrich, sind die Stärken der bescheidenen Künstlerin, die Blumen liebt und hervorragende Portraits anbietet“ [5].
„Das künstlerische Schaffen von Barbara Lise, das weitreichend über den niederbayerischen Raum wirksam ist findet die Anerkennung, die einer solchen Könnerin zusteht. Farblich kraftvoll, doch zart mitfühlend, sprechen die Gemälde, sei es in Öl oder als Aquarelle, den Betrachter an. Aussagestark von dezenter Kraft, nie aufdringlich sind die Nuancierungen, vielmehr hat man das Gefühl, dass die Farben einen umschmeicheln, dass sie den kunstfreudigen, kunstsinnigen Betrachter hinführen sollen zu den Schönheiten der Natur. Lises Bilder passen in jede Wohnung, dort sind sie jedoch mehr als nur ein Wandschmuck. Lises Werke sind Gemälde an denen man sich eigentlich nie sattsehen kann“ [7].
Barbara Lise starb am 18. Februar 2014. Sie hinterließ ein wertvolles künstlerisches Erbe, das sowohl ihre technische Fertigkeit als auch ihre Leidenschaft für die Kunst widerspiegelt. Ihre Arbeiten bleiben ein bedeutendes Zeugnis des Spätimpressionimus und inspirieren bis heute Kunstinteressierte und Sammler.
P. Julian Schab, 2024
Weblink:
https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Mund
Quellen:
[1] Schneider-Schwarz, Lisanne: Richard Mund: 1885–1968. 2009, ISBN 978-3-9812109-2-7.
[2] Vita von Barbara Lise: Unveröffentlichtes Manuskript, ohne Jahresangabe.
[3] Werkverzeichnisse von Barbara Lise: Handschriftliche Aufzeichnungen, unveröffentlicht.
[4] Schab, P. Julian: Digitales Archiv von Werken der Künstlerin Barbara Lise, 2024, unveröffentlicht.
[5] Plattlinger Anzeiger: „Begegnung mit Barbara Lise“, Artikel vom 5. November 1988.
[6] Deggendorfer Zeitung: „Malen vor dem Schreiben gelernt“, Artikel vom 7. Juni 2000.
[7] Plattlinger Anzeiger: „Lise: Bilder sind wie klingende Noten“, Artikel vom 8. Juni 1994.
[8] Unbekannter Autor: Laudatio für Barbara Lise, handschriftlich, unveröffentlicht, ohne Jahresangabe.
[9] Schab, Vincent (2005): Ausstellungstext zur Kunstausstellung im Gut Kerschlach in Pähl mit dem Titel „Generationen künstlerischen Schaffens einer Familie – Vincent von Brandenfels und seine Vorfahren“
Bilderkatalog
Bilderkatalog Barbara Lise (unvollständig, Zusammenfassung aus mehreren Ausstellungskatalogen):
Flieder und Tulpen
Cinerarien am Fenster
Selbstbildnis
Herbstblumenstrauß
Obersteinhausen
Kapelle St. Englmar
Parseiergruppe Tirol
Baumblüte
Rosen und Rudbeckien
Blick zum Hexenkopf (Tirol)
Azalee
Maisfeld bei Uttobrunn
Strauß v.d. Ausstellung
Porträt Hw. H.P. E
Frühherbst Schaufling
Gartenwinkel
Herbstbild Mutzenwinkel
Blick auf Deggendorf
Halbmeile
Zinnien
Kapelle in Viechtach
Azaleenstöckchen
Blick auf St. Michael Metten
St. Hermann
Rhododendron
Verlassenes Haus (Kohlberg)
Anemonen
Landschaft bei Haslach
Blick auf Bernried
Klosterkirche Metten
Uttobrunn
Mettenbuch, verlassenes Haus
Greising
Stilleben mit Krug und Leuchter
Kirschbaumblüte (Tirol)
Blick auf Salzburg
Stilleben mit Birnen
Ranfels
Graflinger Tal
Stilleben mit Granatapfel
Küchenstilleben
Stilleben mit Samowar
Kirschblüte in Mettenbuch
Strauß mit Gladiolen
Mettener Rathaus
Agropoli Süditalien
Onkel und Neffe
Rosen und Wicken
Orselina über Locarno
Mohn (im Schaukasten beim Eingang)
Blick ins Graflinger Tal
Im südlichen Isartal
Waldkirchen
Stiftskirche Metten
Weihnachtsstern
Stilleben mit Baby-Ananas
Porträt Wolferl
Aladintulpen
Geburtstagsstrauß
Blick auf Bad Kissingen
Großer Strauß mit Herzerln
Blick von Kalteck nach Grün
Hortensie
Rosen und Beeren
Schneeballzweig
Nelken und Rosen
Bayerische Brotzeit
Krug und Leuchter
Vincent 11 Jahre alt
Tina mit Enkel Pan
Enkel Pan 10 Jahre alt
Großer Strauß
Selbstportrait
Pater Erminold OSB
Josef
Herbst im oberen Isartal
Bauernhaus Untergries Tölz
Blick auf Agropoli Süditalien
Tirol
Bayerwald Haus
Bauernhaus Frohnstetten
Baumgruppe in Bayerwald
Die Alte Strasse
Parseiergruppe Grins
Herbst am Brotjackelriegel
Gladiolen
Cinerarien
Flieder weiß und lila
Hochzeitsstrauß
Walchensee Jochberg
Herrenreiter
Drei Sträuße
Kiefernzweige
Frühlingsstrauß
Tulpen, Narzissen, Vergissmeinnicht
Junger Mann mit Hut
Oliven und Heuschober
Oliven am Meer







